Geschichte

Aufbau der Schmidt-Schule (1886 – 1918)

Nach Fertigstellung des „alten Hospiz“ in der Nähe des Jaffators im Jahr 1886/7 wurde dort neben dem Pilgerhospiz und einer Krankenstation auch unter Leitung der Borromäerinnen eine Mädchenschule für christliche und moslemische Mädchen eingerichtet. Wenige Jahre später, als Pater Wilhelm Schmidt, nachdem die Schule noch heute benannt ist, die administrative Leitung übernahm (1890), entwickelte sich die Schule zu einer der besten Bildungseinrichtungen in Jerusalem. Die Schmidt-Schule genoss nicht nur bei den Christen der Stadt, sondern besonders bei den alten muslimischen Familien der Stadt wegen ihres weltoffenen, in religiösen Fragen toleranten pädagogischen Profils hohes Ansehen.

In dieser Zeit wurde nach deutschen Volksschul-Lehrplänen unterrichtet und das Fach Deutsch war nur in dieser Jerusalemer Schule ein Hauptfach. Auf den 1907 verstorbenen Pater Wilhelm Schmidt folgte in der Leitung Pater Ernst Schmitz, der den Aufbau von Bibliotheken fortsetzte und diese um die naturwissenschaftlichen Sammlungen erweiterte, so dass die Ausstattung der Schule damals auf einen relativ hohen Niveau war. Außerdem erreichte Schmitz den Aufbau eines Lehrerseminars, das ins 1908 eröffnete Paulus-Haus einzog. Den Unterricht in der Schule erteilten die acht Schwestern der Borromäerinnen, ab 1913 übernahm Schwester Marina Kramm auch die pädagogische Schulleitung. Nach dem Auszug des Hospiz in das neue Paulus-Haus am Damaskustor konnte sich die Schmidt-Schule im alten Gebäude am Jaffator auch räumlich ausdehnen und insgesamt weiterentwickeln.

Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde die Schmidt-Schule wie alle vergleichbaren Institutionen unter ausländischer Leitung geschlossen, konnte aber dank der guten Beziehungen zwischen Berlin und Konstantinopel bereits Anfang 1915 den Unterricht wieder aufnehmen. Erst nach der Einnahme der Stadt durch die Engländer im Jahre 1918 wurde die Schule im weiteren Verlauf des Jahres für drei Jahre geschlossen.

Schmidt’s Girl’S College (1921-1948)

Die englische Mandatsmacht knüpfte 1921 die Wiederaufnahme des Schulbetriebs an harte Auflagen. So sollte nun Englisch das Deutsche als Unterrichtssprache (neben dem Arabischen als Muttersprache der Schülerinnen) ersetzen. Deutsch wurde erst in späteren Jahren wieder als Unterrichtsfach geduldet. 1921 begann man mit 27 Schülerinnen in zwei Klassen und einer Kindergartengruppe. Im Jahre 1936, als das 50-jährige Bestehen gefeiert wurde, war die Zahl der Schülerinnen auf 370 Mädchen angewachsen. Seit 1925 genoss die Schule wieder mehr und mehr die Förderung von kirchlichen und politischen Stellen aus Deutschland. In den 30er Jahren war Deutsch ab der 6. Klasse wieder eine für alle Schülerinnen obligatorische Fremdsprache und in einer deutschen Abteilung wurden deutsche Schülerinnen in zwei Klassen nach deutschen Lehrplänen unterrichtet. Nicht zuletzt der Schutz der Schule durch das Lateinische Patriarchat und die nicht zu enge Anbindung an deutsche Kultusbehörden bewahrte der Schulleitung während der nationalsozialistischen Zeit ihre relative Unabhängigkeit.

Nach Beginn des 2. Weltkrieges wurden die deutschen Lehrkräfte auf Veranlassung der Engländer zunächst interniert und die deutsche Oberin und Schulleiterin Sr. Marina Kramm durch eine arabische Schwester der Borromäerinnen, Sr. Elia, ersetzt. Erst 1943 konnten die deutschen Lehrkräfte wieder in die Schule zurückkommen.

Kriegs- und Nachkriegszeiten (1948-1986)

Die Schule blieb bis zum Beginn des arabisch-israelischen Krieges im Mai 1948 geöffnet. Nach der Teilung Jerusalems im Jahre 1948 lag das Schulgebäude in der Hillel Street, also im israelischen Teil der Stadt, während die Schülerinnen größtenteils aus der Altstadt, Ost-Jerusalem und den palästinensischen Gebieten kamen. Folglich drängte sich der Umzug ins Paulus-Haus in Ost-Jerusalem auf, der dann am 1. Oktober 1950 erfolgte. 1954 zählte die Schmidt-Schule etwa 400 Schülerinnen und hatte damit ihren früheren Stand erreicht.
Trotzdem war allen Verantwortlichen bewusst, dass der Einzug der Schule ins Paulus-Haus nur von vorübergehender Dauer sein sollte, da das Hospiz nur sehr eingeschränkt als Schulgebäude für etwa 400 Schülerinnen, davon teilweise auch Internatsschülerinnen, geeignet war. 

Trotzdem war allen Verantwortlichen bewusst, dass der Einzug der Schule ins Paulus-Haus nur von vorübergehender Dauer sein sollte, da das Hospiz nur sehr eingeschränkt als Schulgebäude für etwa 400 Schülerinnen, davon teilweise auch Internatsschülerinnen, geeignet war.

Bereits in den 50er Jahren entstanden auf dem Gelände des DVHL einige Nebengebäude der Schule, doch erst 1962 konnte mit dem Bau des heutigen Schulgebäudes begonnen werden. Mit dem am 5. Juni 1967 beginnenden „Sechstagekrieg“ und der sich daran anschließenden Besetzung Ost-Jerusalems war an Unterricht zunächst nicht mehr zu denken, zumal das Schulgebäude infolge der Kampfhandlungen stark beschädigt worden war.
Die seitdem andauernde israelische Besetzung Ost-Jerusalems brachte für die Schmidt-Schule zahlreiche Veränderungen und neue Herausforderungen mit sich. Viele Christen verließen nach 1967 das Heilige Land, weil sie in Palästina weder wirtschaftlich noch kulturell eine Perspektive für sich und ihre Familien sahen. Seitdem reduziert sich die Anzahl der christlichen Schülerinnen an der Schmidt-Schule kontinuierlich und liegt zurzeit bei etwa 15%. Da viele staatlichen Schulen nach 1967 an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität stießen, nahm die Schmidt-Schule immer mehr Kinder aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Schule auf, woraufhin sich die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft und die damit einhergehenden Bildungserwartungen der Familien an die Schule grundlegend änderten. Der Annexion Ost-Jerusalems durch Israel (1980) und der Rückzug Jordaniens aus Ost-Jerusalem (1988) machte die Situation nicht einfacher. Welche Lehrpläne waren nun maßgeblich um welche Abschlüsse zu erzielen? Welche Pässe hatten unsere Schülerinnen? Hinzu kamen große Nachwuchsprobleme bei den Borromäerinnen.

Schulalltag in den 80er Jahren

1986 feierte die Schulgemeinde das 100-jährige Bestehen der Schmidt-Schule. Vielen Schülerinnen traten schon in den Kindergarten bzw. in der Vorschule in die Schmidt-Schule ein und besuchten dann die sechsjährige Grundschule. Es folgt eine dreijährige Mittelschule, die mit einem mittleren Schulabschluss nach jordanischen Lehrplänen endete. Ab Klasse 10 konnten sich die Schülerinnen während der dreijährigen Oberstufe entweder für das arabische Tawjihi entscheiden oder für einen internationalen Abschluss, das englische G.C.E. Viele Absolventinnen aus dieser Zeit wurden zu Jahrgangsbesten in den Universitäten Palästinas. So soll es häufiger vorgekommen sein, dass bei etwa 15000 Hochschulabsolventen pro Jahr von den zehn besten Studentinnen fünf „Schmidt-Girls“ waren.  Deutsch war nach wie vor verpflichtende Fremdsprache. Viele Schülerinnen schlossen den Unterricht in deutscher Sprache mit einem Goethe-Zertifikat ab. 

Die Schmidt-Schule seit 1989

Nach den Borromäerinnen fanden sich die Maria-Ward-Schwestern / Congregatio Jesu, ein international sehr erfolgreich wirkender Schulorden bereit, die Schulträgerschaft zu übernehmen. Die Oberin im Paulus-Haus und Ms Ellen Kashram führten nun die Schule durch politisch sehr schwierige Zeiten. Bereits 1987 hatte die „Erste Intifada“, der „Krieg der Steine“, begonnen und endete erst 1993 mit der Schaffung der Palästinensischen Autonomiebehörde. Sieben Jahre später begann die „Al Aqsa-Intifada“, die nach fünf Jahren im Februar 2005 durch einen beidseitigen Waffenstillstand offiziell beendet wurde. Gleichzeitig trennt seitdem eine Sperrmauer die Westbank von Ost-Jerusalem ab, so dass es etlichen Schülerinnen und Lehrern nicht immer möglich war, regelmäßig zur Schule zu kommen.

Erst nach dem Ende der zweiten Intifada schien für den DVHL die Möglichkeit zu bestehen, die Schule wieder stärker zu fördern. Außerdem fand man nun in der „Zentralstelle für das Auslandsschulwesen“ einen wichtigen Partner, der das Schließen einer Traditionsschule durch die Umwandlung der Schule in eine deutsche Auslandsschule abwenden konnte. 2008 wurde die Schmidt-Schule offiziell in den Kreis der deutschen Auslandsschule aufgenommen.

Das vorhandene Schulgebäude reichte jedoch trotz vieler Umbaumaßnahmen nicht aus, um Kindergarten, Vorschule und eine zweizügige Schule von Klasse 1-12 aufnehmen zu können. 2011 wurde daher mit den Borromäerinnen in St. Charles ein Kooperationsvertrag geschlossen, der vorsieht, dass Kindergarten und Vorschule wieder von den Borromäerinnen in West-Jerusalem geleitet werden, während in der Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem der Unterricht erst mit der 1. Klasse der Grundschule beginnt.

Parallel zu diesen strukturellen Entscheidungen entschloss sich der DVHL angesichts der nun klar geregelten Zuständigkeiten und Zielsetzungen, die Schmidt-Schule hinsichtlich der Modernisierung der Gebäude wieder stärker zu fördern. Durch die Zuschüsse des israelischen Erziehungsministeriums, die Aufnahme in die Schulbeihilfe des Bundes (2012) und Privatspenden sind wesentliche finanzielle und organisatorische Voraussetzungen gegeben, so dass die Schmidt-Schule nun wieder zu den bedeutenden internationalen Schulen in Jerusalem zählt.

Kontakt

Telefon: +972 (0)-2-62678-70 (Arabisch / Englisch) Telefax: +972 (0)-2-6275321

Schmidt-Schule Jerusalem Nablus Road 97 P.O. Box 995 9100 901 Jerusalem

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